Politik / Datensätze in der Schweiz
Der Bund und die Kantone unternehmen grosse Anstrengungen zur Reduzierung von Treibhausgasemissionen und Förderung von Biodiversität.
Bisher haben die Bundes- und Kantonregierungen netto über CHF 100 Millionen für Massnahmen zur Reduzierung der Ammoniakemissionen ausgegeben. Das meiste davon wurde in der Landwirtschaft eingesetzt. Das Ergebnis ist, dass die Schweiz jährlich ca. 4'500 Tonnen Ammoniakemissionen gegenüber dem Referenzjahr 1990 reduziert hat. Ziel der Schweizer Regierung ist es, mehr als 30'000 Tonnen Ammoniakemissionen pro Jahr einzusparen.
Mit den derzeitigen Ammoniakemissionen (NH3) von ca. 60‘000 Tonnen pro Jahr zielen unsere Landesangaben darauf ab, diese in der Landwirtschaft zu halbieren. Zum Vergleich: Die Stickoxidemissionen (NOX) aus Industrie und Verkehr wurden in den letzten zwei Jahrzehnten von ca. 120‘000 Tonnen auf rund ca. 60‘000 Tonnen pro Jahr gesenkt.
Das international verbindliche Reduktionsziel der Schweiz aus dem Kyoto-Protokoll ist auch auf nationaler Ebene im CO2 Gesetz enthalten. Dieses besagt, dass die Treibhausgasemissionen im Jahr 2030 höchstens 50 % der Treibhausgasemissionen des Referenzjahres 1990 betragen dürfen. Im Durchschnitt der Jahre 2021–2030 müssen so zufolge die Treibhausgasemissionen um mindestens 35 % gegenüber 1990 vermindert werden.
Was Ammoniak, an Kosten verursacht
Die versteckten Kosten an Ökosystemschäden, also Umweltschäden anderer Art, können auf etwa CHF 10‘000.00 je emittierter Tonne Ammoniakgas errechnet werden. Es ist z. B. bekannt, dass rund 1/3 der Waldflächen sowie Magerwiesen bzw. alle Hoch- und Flachmoore aufgrund kritischer Ammoniaklasten bettgetrocknet und geschädigt sind.
BAFU KLIMAWANDEL
Düngung / Vorgang im Boden
Grundsätzlich kann festgehalten werden, dass Nährstoffe in angesäuerter Gülle von Pflanzen schneller und qualitativ besser aufgenommen werden. Dies hat einen einfachen Grund: Pflanzenwurzeln können Stickstoff in Form von Harnstoff, Ammonium oder Nitrat aufnehmen.
Nährstoffversorgung, Wachstum und Ertrag der Grünland- und Ackerbaukulturpflanzen werden durch die korrekte Düngung mit angesäuerter Gülle wohl positiv beeinflusst. Darüber hinaus bietet die angesäuerte Gülle den Vorteil, dass durch ihre bessere Absorption durch die Pflanzen – erzeugt durch die Wechselwirkung von Schwefelsulfat – die Mengen an wasserlöslichem Stickstoff und wasserlöslichem Phosphor im Sickerwasser abnimmt. Ammonium ist eine positiv geladene Form von Stickstoff. Infolgedessen ist Ammonium gut an Bodenpartikel gebunden und kann somit nicht abgewaschen werden und in das Grundwasser gelangen. Es kann dadurch zu Recht behauptet werden, dass die Eutrophierung gewisser Gewässer und Seen – mit der Düngung angesäuerter Gülle – verringert werden könnte. Die Aufnahme von Schwefelsulfat der Pflanzen verläuft parallel zur Stickstoffaufnahme.
Die den Böden eingetragene Säure wird durch diese gepuffert und kann – nicht zwingend – zu einem leichtem Rückgang der Säureneutralistionskapazität (SNK) des Bodens führen. Diese Kapazität würde im Wesentlichen durch eine langfristige S-Überdüngung verursacht werden und wird also primär von den betriebsspezifischen Standortfaktoren, der Boden-Pufferkapazität sowie der gesamten Betriebs-Düngestrategie selber beeinflusst. Die Düngung mit H2SO4-angesäuerter Gülle soll den Böden und dem S-Bedarf der jeweiligen Kulturpflanzen angepasst werden und setzt tendenziell S-freie mineralische N-Zusatzdünger voraus. Auch so lässt sich eine positive SNK-Bilanz in unseren Böden erreichen. SNK-Verluste, die durch eine Schwefelüberdüngung verursacht werden würde, könnten mittels Aufkalkung ausgeglichen werden (ca. 3Kg CaCO3 je Kg S*[0,065 kmol]).
Die Ansäuerung von Gülle führt zur Auflösung von Phosphaten wie Struvit und Carbonaten, sodass die P-, Ca- und Mg-Abscheidung reduziert wird. Des Weiteren liefert Säure dem Boden zusätzliche leichtlösliche Wasserstoffionen (H+) zu und es kommt zu Protonierung weiterer schwacher Säuren. Die Nährstoffe der aufbereiteten Gülle stehen somit in einem ausgeglichenen Verhältnis zueinander. Der Boden verfügt somit über eine höhere Kationen-Austausch-Kapazität (KAK) und eine geringere Anionen-Austausch-Kapazität (AAK), was schlussendlich zu einem langfristig gesunden Boden führt, welcher besser und effizienter arbeiten kann.
Hierbei soll in Erinnerung bleiben, dass die angesäuerte Gülle positive Effekte auf die Pflanzenverfügbarkeit der Elemente Ntot, P, K, Ca, Mg und SO4 (als „viertes Makroelement“ bezeichnet) hat, da diese nach Ausbringung der behandelten Gülle ansteigen. Die Auslaugungsgefahr der erwähnten Elemente ist geringgehalten und rein regenabhängig. Geringgehalten deswegen, weil die angesäuerte Gülle eine erhöhte N-Mineralisierung aufweist und sie analog der Wetterkonditionen einer Blattdüngung ausgebracht wird und nicht, wie üblich, kurz vor Niederschlägen. Zudem sollten die Gaben angesäuerter Gülle auf das Pflanzenwachstum und derer S-Nachfrage abgestimmt werden, was normalerweise eher im Frühling als im Herbst der Fall ist.
Es sollte zudem bedacht werden, dass der pH-Wert unserer Böden durch angesäuerte Gülle nicht langfristig beeinflusst wird (weder nach unten, noch nach oben) und dass nach max. 70 Tagen nach der Ausbringung angesäuerter Gülle, dieser Wert wieder auf dem Niveau liegt wie vor der Ausbringung. Die Kalkzehrung wird mit angesäuerter Gülle demnach nicht zunehmen können. Diese Erkenntnis wird deutlich unterstrichen, indem sich die Bodenacidität weder in der Messung des normalen pH-Werts – also einer wässrigen Suspension (pH) – noch in der Messung des pH-Werts unter natürlichen Bedingungen – also mit einem Austausch von Kaliumchlorid-Kationen (pHKCl) – verändert.