Warum Gülle Aufbereiten
Die Verflüchtigung von Hofdünger (auch Wirtschaftsdünger genannt) ist für die Schweizer Landwirtschaft eine bedeutende Verlustquelle für viele Nährstoffe.
Da man bis dato nicht wirklich etwas anderes machen konnte als Wirtschaftsdünger verdunsten zu lassen,würde es heute vielleicht Sinn machen, diese Nährstoffe zurückzugewinnen und sie sogleich für eine bessere Pflanzenaufnahme zu stabilisieren. Dies ist heute dank Gülle-Ansäuerung unbedenklich möglich.
Das Prinzip besteht darin, dem flüssigen Wirtschaftsdünger so rasch wie möglich – also im Stall – den pH-Wert abzusenken. Dies führt dazu, dass die im Kot enthaltenen Enzyme den Harnstoff nicht mehr spalten können.Daraus erfolgen einerseits eine sofortige Nährstoffrückgewinnung sowie andererseits eine langfristige und effiziente Treibhausgas-Emissionsminderung. Beide Eigenschaften sind sinnvoll und kommen Landwirtinnen und Landwirte zugute, die eine effektive sowie eine langfristige Lösung suchen (Nährstoffrückgewinnung, Geruch- und Ammoniak-Emissionsminderung), die auch in unserer Klimapolitik gewollt und unterstützt sind.
Nutzen EINER GÜLLEANSÄUERUNGSANLAGE
- Reduziert wesentlich die Verdunstung von Ammoniak-, Methan- und Lachgasen
- Limitiert die Gerüche im Stall, in der Lagerung, in der Ausbringung und in der Umgebung des Betriebs
- Zerstört die Fasern von Pflanzenrückständen im Flüssighofdünger (weniger „Mädlis“ beim Ausbringen)
- Separiert die Gülle in Fest- und Flüssigteile und siebt den Phosphor heraus (optional)
- Erhöht den Anteil an leicht verfügbarem Stickstoff, Phosphor und Schwefel (bedeutet mehr Ertrag)
- Ermöglicht eine bessere und schnellere Stickstoffaufnahme von Pflanzenbeständen (bedeutet einen höherer Proteingehalt in Land- und Ackerfrüchten)
- Erzeugt eine gesündere Stallluft und sorgt für weniger Fliegen und weniger Krankheiten bei Nutztieren
- Verbessert die gesamtbetriebliche Bilanz von Treibhausgasemissionen und CO2-Equivalenten
Mit der VERA-Verifizierungserklärung hat die „Gülle-Ansäuerung“ als Umwelttechnologie eine internationale Akzeptanz der Umwelteffizienz und der Betriebsstabilität errungen.
Im europäischen Interreg Projekt „Baltic Slurry Acidification“ erforschten in den letzten Jahre Behörden aus mehreren nordeuropäischen Ländern, wie Stickstoffverluste beim Düngen mit organischem Dünger weiter reduziert werden können. Die Resultate der umfangsreichen Studie bilden heute u. a. die Grundlagen der Europäischen Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) sowie die unseres Klima- und energiepolitischen Rahmens bis 2030.
In der Schweiz werden diese Verifizierungserklärungen von anderen Institutionen übernommen. Zurzeit wird z. B. im Kanton Luzern ein Demoobjekt betrieben, welches die Auswirkungen der Gülle-Ansäuerung auf Grasbestände aufzeigen soll. Die wissenschaftliche Auswertung der Gülleaufbereitung des Demoobjekts wird von der Hochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissenschaften HAFL geleitet.
Nachhaltige Entwicklung, von der alle Beteiligten – in Form einer ökonomischen, ökologischen und sozialen Rendite – profitieren und wachsen können. Das ist es, für was wir stehen!
Für die Menschen, Ihre Tiere und unsere Umwelt
Herausforderungen
Der Einsatz von organischer Säure (Essig) sowie anorganischer Säure (Mineralsäure) in der Landwirtschaft könnte sich zunächst merkwürdig anhören. In der Praxis sind Säuren jedoch eine der technisch wichtigsten Chemikalien und zählen zu den chemischen Grundstoffen in industrialisierten Ländern, die am häufigsten produziert werden. Im 8. Jahrhundert – im Vitriol-Verfahren erfunden – werden heute ca. 150 Mio. Tonnen Schwefelsäure pro Jahr verwendet.
Diese Menge wird gerne als Massstab für den Leistungsstand eines Landes benutzt. Mineralsäuren und organische Säuren, sind heute in der Herstellung von Tiernahrung und Futtermittelstoffe allgegenwärtig. Bei unserem Aufbereitungsprozess wird garantiert, dass Säure weder für Menschen, Nutztiere, Betonbauten, noch für mechanische Installationen (Rührwerke, Pumpen, Leitungen) oder für Landböden bedenklich ist. Eindeutige Annalysen untermauern diese Fakten: Aufbereitete Gülle weist einen stabilen pH-Wert von 5.7 auf. Beton der Klasse XA1 (chemisch schwach angreifende Umgebung), welcher in den Bauten unserer Ansäuerungsanlagen zu finden ist, kann einen pH-Wert von weniger als 5.5 aushalten.
Dasselbe Prinzip (bis auf wenige andere Parameter) gilt grundsätzlich auch für mechanische Installationen. Zum Vergleich: Coca‑Cola Classic weist einen pH-Wert von 2.5 auf und ist somit viel saurer als unsere aufbereitete Gülle. Zudem sind unsere Anlagen in Zusammenarbeit mit der SUVA und der AGRISS (Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz auf landwirtschaftlichen Betrieben) entwickelt und optimiert worden.
Säure – ob im Gülleaufbereitungsprozess eingesetzt oder für die wöchentliche Reinigung einer Melkanlage – entspricht derselben Wassergefährdungsklasse: WGK 1 (B), schwach wassergefährdend. Dazu gilt es zu erwähnen, dass eine hohe Quantität an Säure, die beim Aufbereitungsprozess eingesetzt wird, sich infolge der Absenkung des pH-Wertes selbst „konsumiert“ und sich somit neutralisiert. Betrachten wir diesen objektiven Punkt, kann festgehalten werden, dass keine Säure auf Felder ausgebracht wird, nur Schwefelsulfate (wenn auch bedingt Schwefelsäure im Aufbereitungsprozess eingesetzt wird), die im chemischen Prozess des Aufbereitens entstehen.
Prozess / Grundlage
Die Technologie unserer Aufbereitungsanlagen – in welchen Roh-Gülle oder Gärreste aus Methanisationsanlagen angesäuert werden – ist in Dänemark und andere Nordeuropäischen Ländern bereits vor einer Dekade entwickelt und patentiert worden. Diese wurden stets ausgebaut sowie weiterentwickelt und ermöglichen heute deren Einsatz – hier zu Lande – spezifisch in der Produktion zweier Tiergattungen:
Schweinehaltung
In den erwähnten Tiergattungen, die in der Schweiz ca. 95 % der Ammoniakemissionen verursachen, setzen wir mit unserer Technologie an der Stelle an, an welcher die meisten Treibhausgasemissionen ausgestossen, aber auch vermieden werden könnten. Diese Stellen sind Laufflächen im Stall sowie Laufhöfe. Zudem zeigt der Zeitliche Emissionsverlauf, dass über die Hälfte der Ammoniakemissionen innerhalb der ersten Stunden nach den Dejektionen im Stall und auf den Laufhöfen stattfinden.